Im Analysten-Gespräch zu den jüngsten Quartalszahlen hat AMDs CEO Lisa Su einige Launch-Ankündigungen für 2024 hinterlassen. Natürlich waren selbige ein offenes Geheimnis, aber dennoch sind offizielle Aussagen etwas anderes als grobe Roadmaps sowie die Irrungen & Wirrungen der Gerüchteküche: So wurden als 2024er Launch-Gegenstand genannt "Zen 5 PC", "Turin" als die Server-Variante von Zen 5 sowie "Strix" als nächste Ryzen-Mobile-Generation (natürlich auch auf Basis von Zen 5). Terminlich wurde das (an dieser Stelle) nicht genauer eingegrenzt, nur zu "Turin" gab es die Aussage "zweite Jahreshälfte" – was AMD alle Möglichkeiten offenhält, vorher waren diese Server-Prozessoren sowieso nicht zu erwarten. Die aus Konsumenten-Sicht bleibenden Fragen sind damit: Wie schnell kommt Zen 5 PC (aka "Granite Ridge") – möglicherweise schon im Sommer 2024 nach einer Vorstellung auf der Computex Anfang Juni?

Looking ahead, we're very excited about our next-gen Turin family of EPYC processors featuring our Zen 5 core. We're widely sampling Turin, and the silicon is looking great. ... Turin remains on track to launch later this year. ... We do expect some improvement in the overall market conditions for the server business, but we also have our Turin launch in the second half of the year.
 
We will also take the next major step in our AI PC roadmap later this year with the launch of our next-generation Ryzen mobile processors codenamed Strix.
 
Our priorities for 2024 are very clear: Accelerate our data center growth by ramping Instinct GPU production and gaining share with our EPYC processors, launch our next-generation Zen 5 PC and server processors that extend our leadership performance, and expand our adaptive computing portfolio with differentiated solutions.
Quelle:  AMDs CEO Lisa Su im Analysten-Gespräch zu den jüngsten AMD-Quartalszahlen am 30. April 2024, notiert von The Motley Fool

Die Server-Varianten von Zen 5 dürften dem nachfolgen, da letztlich die CCDs zwischen Desktop- und Server-Varianten nach wie vor gleich sind (nur Zen 5c erhält eigene CCDs), was AMD eine schnelle Marktadaption ermöglicht. "Strix" aka "Strix Point" dürfte hingegen wohl eher ein Projekt des Jahresendes 2024 sein, denkbarerweise auch nur mit einem pro-Forma-Start noch in diesem Jahr und der eigentlichen Auslieferung erst im Jahr 2025. Nichtsdestotrotz dürfte "Strix Point" zum Jahresende 2024 hin ein viel beachtetes Hardware-Projekt sein, wegen der Zen5-Kerne im Mobile-Segment, nochmals stärkerer iGPU sowie einer NPU, welche die Anforderungen eines "KI-PCs" gemäß Microsoft-Definition erfüllt. Gänzlich ungenannt wurde hingegen eine neue Grafik-Generation von AMD in Form von RDNA4, welche eigentlich auch noch 2024 ansteht – und dies hoffentlich nicht erst zum Jahresschluß, weil ansonsten hätte AMD keinen beachtbaren terminlichen Vorsprung vor nVidia mehr (welcher aufgrund der Mainstream- und Midrange-Ausrichtung von RDNA4 allerdings sinnvoll ist). Inwiefern AMD dies einfach zu unbedeutend war zu erwähnen, bleibt offen.

Twitterer Raichu gibt einen Hinweis auf die Verkaufsnamen von "Arrow Lake" bzw. was sich hiermit Namens-technisch ändert. Wie bekannt, werden Arrow Lake und Lunar Lake gemeinsam unter dem Siegel "Core Ultra 200" laufen, wobei bei stark abgespeckten Modellen oder auch Prozessoren auf Basis älterer Architekturen dann der "Ultra"-Begriff entfällt. Letzteres dürfte für das Desktop-Portfolio von Arrow Lake kaum zutreffen, im groben Maßstab ersetzt Intel das bisherige "i" durch "Ultra" und startet mit einem dreistelligen Nummernschema wieder von vorn. Eine weitere Änderung wird sein, dass laut dem Twitterer die K- und non-K-Modelle nicht mehr die gleichen Verkaufsnummern erhalten: So soll das non-K-Modell zum "Core Ultra 9 285K" als "Core 9 Ultra 275" laufen. Denkbarerweise ist das alles noch nicht ganz final und es fehlen noch Angaben zu vielen weiteren SKUs, aber grob in dieser Form soll das Verkaufsnamensschema bei Intels nächster Desktop-Generation aussehen.

The rules of names look like a little change.
The K is 285K, 265K, and 245K.
But n-K SKU changed to 275, 255, and 240.
Quelle:  Raichu @ Twitter am 1. Mai 2024

Die von Twitterer TechEpiphany erhobene wöchentliche Grafikkarten-Verkaufsstatistik der Mindfactory zeigt für die 17. Woche wieder etwas schwächere Absätze & Umsätze, mit einer leichten AMD-Erholung beim Absatz, aber immer noch klarem Übergewicht nVidias beim Umsatz. Maßgeblich hierfür sind bei nahezu gleichen Absatz-Zahlen die durchschnittlichen Verkaufspreise (ASP), wobei nVidia seinen ASP nach einer gewissen Schwächephase zum Jahreswechsel wieder steigern konnte, während AMDs ASP eher noch weiter gefallen ist. Dies resultiert derzeit in einer ASP-Differenz von konstant über 200 Euro – sprich, nVidia-Grafikkarten werden im Gesamtschnitt (bei der Mindfactory) um 200 Euro höher verkauft als AMD-Grafikkarten. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass AMD den Bereich deutlich über 1000 Euro faktisch nicht mehr besetzt, genauso wie die Portfolio-Ausrichtung von nVidia generell auf höherpreisige Grafikkarten zielt.

Letztlich hat es nVidia mit dem GeForce RTX 40 "SUPER"-Refresh geschafft, der vorher dominierenden Radeon RX 7800 XT doch noch den Zahn zu ziehen. Das AMD-Modell rangiert in der Verkaufs-Topliste derzeit auf einem soliden 2. Platz, ist allerdings weit davon entfernt, wie zum Jahresanfang weit vor allem anderen Grafikkarten zu stehen. nVidias "SUPER"-Refresh belegt hingegen für diese Woche die Listenplätze 1, 3 und 6, kann somit als einwandfreier Markterfolg angesehen werden. Einzig kann man anmängeln, dass hiermit die vorherigen nVidia-Modell weitgehend verdrängt wurden: GeForce RTX 4070 Ti & 4080 befinden sich nur noch im Abverkauf, die eigentlich weiterhin im nVidia-Portfolio vorhandene GeForce RTX 4070 verkauft sich dagegen in den letzten Wochen immer schlechter. Ganz generell läßt sich hieraus ablesen: Der Markt reagiert nicht unerheblich auf starke Impulse – sei es durch Produkt-Neuvorstellungen oder auch (beachtbare) Preissenkungen. Je länger hingegen dieselben Produkte laufen, um so unattraktiver werden jene – möglicherweise weil deren Zielgruppe eher umgehend zugeschlagen hat als lange zu warten.

Nochmals von Twitterer TechEpiphany kommt dann auch noch die wöchentliche Prozessoren-Verkaufsstatistik der Mindfactory, welche für die 17. Woche einen deutlichen Geschäftsrückgang sieht, augenscheinlich durch saisonale Effekte. AMD hat hierbei etwas mehr verloren als Intel, womit allerdings wohl nur der Ausreißer von letzter Woche korrigiert wurde – ansonsten sehen die aktuellen Marktanteile recht ähnlich denen von vor zwei Wochen. Beim Blick auf die Plattform-Absätze hat sehr deutlich die AM4-Plattform verloren, während die anderen Plattformen sich grob halten konnten. Im genauen gab es bislang noch nie einen derart deutlichen Unterschied zwischen AM4- und AM5-Absätzen, inzwischen wird die neuere AM5-Plattform nun deutlich zum dominierenden Marktangebot – sowohl allgemein als auch AMD-intern. Dies ist dann gut anderthalb Jahre nach der Vorstellung erster AM5-Prozessoren auch irgendwann zu erwarten gewesen bzw. hat sich die AM4-Plattform erstaunlich lange derart gut gehalten.