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News des 15. Mai 2024

Twitterer Everest weist auf ein augenscheinlich wichtiges Posting bei Weibo hin bzw. liefert auch gleich eine Übersetzung des chinesischen Originals. Danach soll AMD ab "Strix Point" die bisherigen Suffixe für Mobile-Prozessoren abschaffen und faktisch nur noch eine APU für jede geplante Kern-Ausführung liefern – anstatt wie bisher zusätzlich noch Abstufungen je nach TDP-Klasse vorzunehmen. Im aktuellen Mobile-Portfolio gibt es beispielsweise einen "Ryzen 7 8845HS" sowie einen "Ryzen 7 8840U" mit jeweils 8 CPU-Kernen samt SMT, fast gleichen CPU-Taktraten und gleicher iGPU-Konfiguration – nur eben anderen TDP-Werten: Das HS-Modell ist von 35-54 Watt konfigurierbar, das U-Modell von 15-30 Watt. Zukünftig soll an deren Stelle wohl nur noch ein CPU-Modell stehen – mit schlicht einer größere Variabilität bei der konfigurierbaren TDP. Für AMD soll dies den Aufwand zur Produktpflege reduzieren, was angesichts der technischen Gleichheit auch irgendwie verständlich ist.

Starting from Strix Point, AMD will no longer distinguish between U, HS and H, but will use one SKU to take all the standard TDP 15W-45W, which helps to reduce the complexity of operation and testing. However, for users, the performance release level of different notebook computers cannot be simply distinguished through U/HS/H, and everyone must keep their eyes open. The name HX will be retained, but as you can see, the current HX is not the definition of HX in the past.
Quelle:  思考未来啊 @ Weibo am 15. Mai 2024, aufgefangen von Everest @ Twitter

Nachteiligerweise wird es für Konsumenten zukünftig jedoch schwerer, vorab die Leistungsfähigkeit des angebotenen Notebooks grob einschätzen zu können. Alles hängt dann von der vom Notebook-Hersteller gewählten TDP-Klasse ab, ob es ein eher performantes oder eher effizientes Gerät ist. Da die Notebook-Hersteller zudem dieserart Daten bestenfalls auf Anfrage herausrücken und man im Mediamarkt vor Ort kaum den Verkäufer danach fragen kann, ist dies in der Praxis sehr suboptimal. AMD sollte sich das streng überlegen, ob man hiermit nicht zu sehr ins Feld der Beliebigkeit hineinrückt: Anstatt die positive Berichterstattung bezüglich der Leistungsfähigkeit der HS-Modelle und der Energieeffizienz der U-Modelle auf ein einzelnes Prozessoren-Angebot zu vereinen, kann es auch gut und gerne so ausgehen, dass man wegen der Unbestimmbarkeit des konkreten Angebots keinen dieser beiden Pluspunkte für sich verbuchen kann – und die Notebook-Käufer dann dort hin gehen, wo sie wissen, was zu erwarten ist.

Mobile-CPUs AMD Intel
HX-Klasse * TDP 55W, konfigurierbar 45-75W PL1 55W, PL2 157W
HS/H-Klasse (1) TDP 45W, konfigurierbar 35-54W PL1 45W, PL2 115W
HS/H-Klasse (2) TDP 28W, konfigurierbar 20-30W PL1 28W, PL2 konfigurierbar 64-115W
U-Klasse (1) TDP 28W, konfigurierbar 15-30W PL1 15W, PL2 57W
U-Klasse (2) PL1 9W, PL2 30W
* Die HX-Klasse basiert üblicherweise auf eigentlich im Desktop verwendeten Prozessoren.

Für einige Diskussionen sorgt derzeit nVidias per Gerüchteküche verbreitetes (mutmaßliches) Ansinnen, mittels ARM-APUs oder Gaming-Handhelds wieder stärker im CPU-Markt mitzuspielen. Allerdings geht es nVidia hierbei wohl weniger um die CPU-Seite, sondern man will seine Grafik- und AI-Fähigkeiten im sich möglicherweise auftuenden Markt an ARM-SoCs für Windows-PCs positionieren. Es geht hierbei somit in erster Linie darum, einen möglichen Zukunftsmarkt, welcher das bisherige x86-Duopol unter Druck setzen könnte, nicht zu verpassen. Den CPU-Part überläßt man dabei wohlweislich Mediatek, welche einen höheren Anreiz haben, gegenüber AMD & Intel anzutreten. nVidia muß dies aus Sicht seiner eigenen Grafiklösungen nicht tun (da bei Grafiklösungen für x86-PCs fest im Sattel), darf aber auch diese mögliche Zukunftsschiene nicht verpassen. Zudem dürfte nVidia auch daran interessiert sein, im NPU-Markt (zugunsten von "KI-PCs") mitzumischen, gerade weil die Technik bei nVidia nun einmal sowieso schon existiert.

Das größte Problem nVidias bei allen diesen Anstregungen dürfte die Margen-Verwöhntheit des Unternehmens sein – welches es schwieriger macht, Projekte mit kaum zählbarem Ertrag zu betreiben. Natürlich könnte man solche Projekte auch unter das Siegel einer "strategischen Investition" stellen und somit – sofern es keine großen Kosten-Posten ergibt – etwas vom kurzfristigen Margen-Zwang befreien. Umgedreht gilt schließlich auch, dass man die sprudelnden Gewinne nVidias durchaus auch dazu verwenden kann, sich in anderen Geschäftsfeldern einen uneinholbaren Vorsprung oder/und eine sichere Marktstellung zu verschaffen, wenn man in diesen Feldern langfristiges Potential sieht. Was nVidia hier konkret an Absichten verfolgt, wird sich somit wohl erst in einiger Zeit herausstellen, von einfachem Abtasten des Marktes bis hin zu einem ausgeklügelten langfristigen Plan ist alles denkbar. Ganz generell ist es erwartbar, dass nVidia sich zukünftig versucht, wieder etwas breiter aufzustellen, nachdem man inzwischen Umsatz-technisch eine 83%ige HPC/AI-Firma ist.

Noch nachzutragen sind die Aussagen von nVidia und AMD in der Frage von Microsofts geplantem "KI-PC" – welcher dann natürlich von einer extra NPU befeuert werden soll. Hierbei stehen derzeit 40 TOPs Rechenleistung im Raum, welche die NPU wohl alleine bieten muß – was erst auf kommende Hardware um "Strix Point", "Lunar Lake" und die Snapdragon-SoCs zutrifft. Allerdings läßt sich jene KI-Rechenleistung auch recht einfach über Grafikkarten einer vernünftigen Leistungsklasse replizieren bzw. teilweise weit übertreffen – was somit nVidia auf den Plan gerufen hat. Wie die ComputerBase berichtet, will nVidia das Label "Premium KI-PC" lancieren, bei welchem schlicht eine GeForce-RTX-Grafikkarte die KI-Beschleunigung übernehmen soll. Rein technisch ist dies kein Problem, jene Karten bieten KI-Rechenleistungen von 100-1300 TOPs an, sprich selbst die kleinste (moderne) RTX-Lösung übertrifft Microsofts Rechenleistungs-Anforderung spielend. Nominell muß diese KI-Rechenleistung allerdings (wohl) von einer extra NPU kommen, um das offizielle Siegel eines "KI-PCs" zu erhalten.

CPU GPU NPU insgesamt
AMD Phoenix1 ? ? 10 TOPs 33 TOPs
AMD Hawk Point ? ? 16 TOPs 39 TOPs
AMD Kraken Point ? ? ? >40 TOPs
AMD Strix Point ? ? 50 TOPs ?
AMD Strix Halo ? ? =60 TOPs >70 TOPs
Intel Meteor Lake 5 TOPs 18 TOPs 11 TOPs 34 TOPs
Intel Lunar Lake ~5 TOPs ~50 TOPs ~45 TOPs ~100 TOPs
Intel Panther Lake ? 120 TOPs ? >170 TOPs
Qualcomm Snapdragon X1 Plus ? ? 45 TOPs ?
Qualcomm Snapdragon X1 Elite ? ? 45 TOPs 76 TOPs

Dies hängt am Gedanken der Energieeffizienz, denn die extra NPUs verbrauchen fast gar nichts im Gegensatz zu ausgewachsenen Gaming-Grafikkarten. Allerdings hat dies eigentlich nur im Mobile-Segment eine beachtbare Bewandtnis, für Desktop-Umgebungen spielt die Energieeffizienz nicht so die große Rolle und würde da eher die überlegene Rechenleistung der nVidia-Beschleuniger zu beachten sein. Auch von AMD kommt laut WCCF Tech ein grundsätzlich ähnlicher Gedanke, auch wenn AMD hierbei nicht derart aggressiv vorgeht und kein eigenes "Premium KI-PC" Label postuliert. Ob Microsoft in der Sache einlenkt, ist ungewiß bis unwahrscheinlich, für Microsoft und die PC-Hersteller geht es hierbei in erster Linie um ein Unterscheidungsmerkmal zugunsten des Absatzes neuer PCs & Notebooks. AMD & nVidia geht es hingegen um die installierte Basis an vorhandenen Grafikkarten, was diesem Gedanken zugunsten neuer PCs & Notebooks jedoch widerspricht. Die KI-Funktionen von Windows 11 dürften sicherlich auch über die Grafiklösungen von AMD & nVidia zu beschleunigen sein, aber das Siegel "KI-PC" dürfte sich Microsoft dennoch für Neuware vorbehalten.